Die Geschichte

Zwei Musikbesessene sind das Herz der Band - Norbert Sonderfeld und Hans Jäckel. Sie begegneten sich im September 1983 in Wiesbaden, als sich beide auf eine Kleinanzeige "Rocktheater-Projekt - Wer macht mit?" gemeldet hatten. Das Projekt zerstritt sich binnen Wochen, Norbert und Hans saßen alleine da. Hans' Skript für die Rockoper landete im Papierkorb, stattdessen nahmen sie in Hans' Wohnzimmer ihr erstes Stück auf - "Und wenn ich dir in die Augen seh". Seitdem wurde alle paar Wochen ein Stück auf das Vierspur-Band gebracht (einige davon hier zu hören), ohne den Gedanken an Auftritte oder gar Veröffentlichungen. Anderweitige Musikgelüste wurden unabhängig voneinander in anderen Bands verfolgt.

Im Juni 1995 schickten sie ihre Version von Bob Lyngs "I wanna be killed by you" an dessen Label Veracity, und Label-Chef Peter Schneider bot ihnen einen Plattenvertrag an. Im September hatten sie gerade begonnen, alles neu aufzunehmen, als Peter Schneider anfragte, ob sie bei einem Konzert mit drei neuen Label-Acts spielen wollten. Die Band kam im November 1995 zusammen, weil Norbert und Hans nicht mit Computern und Tapes auf die Bühne wollten.

Bob Lyng selber (der übrigens DAS Buch über das Musikbusiness geschrieben hat) schlug ihnen als Schlagzeuger Quintus Kannegießer vor, der in seiner Band gespielt hatte. Quintus brachte als Bassisten Carsten Eckermann mit. Und Hans warb Martin Krieger an, den er aus seiner Bluesrock-Band kannte. Es machte die besondere Chemie dieser Band aus, dass ein seit 1983 im Stillen wirkendes Zwei-Mann-Homerecording-Projekt plötzlich zu einer fünfköpfigen Band mit kongenialen Musikern mutiert und abhebt. Die aus den unterschiedlichsten musikalischen Welten kommenden Mitmusiker waren schnell von der Faszination angesteckt und verhalfen den im Heimstudio ohne Rücksicht auf Spielbarkeit ausgekochten Kompositionen zu neuem Leben.

Nach wenigen Proben war die Band bereit für den Auftritt am 18. November 1995 im Dorfgasthof Mirskofen in Niederbayern. Mit dabei waren Lorette Velvette, Cuban Rebel Girls, Baby You Know und Dr. Fasinger.

Nach dem Konzert war klar, dass die CD mit der Band gemacht wird, und Michi Schnott von "Baby You Know" bot sein Rosecorner-Studio im benachbarten Ergoldsbach an. In den nächsten Wochen wurden 21 Songs umgesetzt, veredelt, im Rosecorner-Studio in zwei Tagen eingespielt und zusammen mit drei früheren Aufnahmen über ein langes Wochenende abgemischt. Im Herbst 1996 wurde die CD "Stumbling Lovers" veröffentlicht.

Am 9. September 1996 stieg im legendären Frankfurter "Maxim" die Release-Party. Norbert konnte als Gäste nicht nur Lorette Velvette gewinnen, sondern auch Bob Lyng und Billy Moffetts Playboy Club. Unvergesslich, wie Bob Lyng und Billy Moffett ihre Originalversionen von "I wanna be killed by you" und "Sad song for lazy lovers" und danach Sonderfeld ihre "Zombie-Versionen" (hier und hier spielten.

Nach "Stumbling Lovers" übten sich Sonderfeld in vielen, meist überregionalen Gigs darin, ihre Musik live spannend zu machen. Schnelles spielten sie schneller und langsames langsamer. Lautes spielten sie lauter und leises leiser. Schräges spielten sie schräger und süßes süßer. Dabei scheuten sie weder dramatische noch komödiantische Elemente und drehten gelegentlich Rock-Standards bis hin zum Gassenhauer durch ihre stilistische Mühlen. Einige Liveaufnahmen sind hier zu hören. Nebenbei entstanden neue Stücke, eine Single und verschiedene Beiträge zu Kompilationen und Auftragskompositionen - hier anzuhören.

In dieser Zeit begannen auch die Aufnahmen zur zweiten CD "Autistic". Veröffentlicht wurde "Autistic" wegen mehrerer Schicksalsschläge nicht: Peter Schneiders Veracity-Label hörte plötzlich und unerwartet auf zu existieren; Quintus zog es beruflich nach Hamburg, Carsten nach Köln, Norbert und Hans zurück ins Heimstudio.

Nach mehreren Jahren Pause eröffnete sich wieder die Aussicht auf einen Plattenvertrag. 2008 wurden die Basic Tracks für "Dirt and Pain" in voller Band-Besetzung im Erdmöbel-Studio von EKIMAS in Köln eingespielt und dann im Oakwood-"Stink und Krach"-Studio in Frankfurt komplettiert. 2009 löste sich auch dieser Plattenvertrag in Luft auf. Die Band hörte auf zu existieren.

Norbert Sonderfeld starb im Dezember 2018, knapp 60-jährig, an einer oder mehreren seiner zahlreichen Krankheiten. Mit langer Verzögerung wurde im Sommer 2021 das fast komplette Werk von Sonderfeld aufbereitet und auf Bandcamp veröffentlicht sowie diese Homepage neu erstellt.

Stand 10.6.2021